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Abenteuer Ironman
Ein Bericht von Benjamin S.
Die Entscheidung und die Vorbereitung
2019 habe ich mich entschlossen: Ja, ich möchte den Ironman machen und habe mich, als die Anmeldung öffnete, gleich angemeldet und mir einen Trainer gesucht. Die Wahl des Wettkampfortes ist auf Frankfurt gefallen, da dies meine Heimat ist und das Abenteuer deswegen auch eine Herzenssache ist.
Dass dann Corona dazwischen kam, konnte ja keiner wissen. Aber es kam leider so und auch ich bin in das eine oder andere Motivationsloch gefallen.
2022 sollte nun mein Jahr werden und ich habe fleißig meinen Trainingsplan abgearbeitet und dann war der große Tag gekommen.
Ankunft in Frankfurt
Freitag ging es los mit der Abholung der Startunterlagen und dem Race-Briefing. Es war ein unbeschreibliches Gefühl auf der Tribüne zu sitzen, das Ironman-Video zu sehen und alles erklärt zu bekommen. Langsam stieg auch die Aufregung. Die abendliche Welcome-Party mit Pasta und Salat habe ich mir natürlich auch nicht nehmen lassen.
Nach einer noch ruhigen Nacht wurden dann am Samstag die Wechselzonen vorbereitet und die letzten Vorbereitungen getroffen: die Beutel aufhängen und meinem Bike Lotte den ihr zugehörigen Platz finden. Der Blick auf den Langener Waldsee steigerte noch mehr die Vorfreude.
Zu Hause gab es dann noch einen Snack (Pizza) und um 21 Uhr ging es ins Bett.
Wettkampftag
3 Uhr morgens, der Wecker klingelt. Und raus aus dem Bett, anziehen und los geht’s! Ich fand einen tollen Parkplatz in der Nähe des „Römers“ und fuhr von dort aus mit dem Shuttlebus nach Langen.
Um 5:30 Uhr kam die erlösende Nachricht: „24,3 Grad Wassertemperatur“! Also war Neo-Tragen erlaubt. Das war knapp, aber es war doch sehr erleichternd zu hören.
Also zog ich mir Neo, Kappe und Schwimmbrille an und ging zum Strand, um mich etwas warm zu schwimmen und auf den Start zu warten. Es dauerte dann doch 20 Minuten, bis es endlich losging.
Mein längster Tag des Jahres begann und der erste Eindruck war: so viele Menschen in so wenig Wasser! Immer war mir einer im Weg oder einer kitzelte mich an den Füßen. Die kurze Runde (1,5 km) schaffte ich problemlos, es lief megagut. Dann kam die große Runde (2,3 km). Die erste Kurve flutschte noch, dann kam die Sonne raus und erschwerte das Ganze. Es ist zwar generell sehr schön anzusehen, wie die Sonnenstrahlen im Wasser gebrochen werden, aber so sah ich keine Boje mehr und schwamm quasi wie im Blindflug. Ich bin dann einfach immer den anderen hinterher geschwommen und nach 01:18:00 kam ich aus dem Wasser. Was für eine geile Zeit!
Nach einer kleinen Pipipause stieg ich aufs Fahrrad. Nach Frankfurt rein, leicht abschüssig, lief es hervorragend. Dann ging es auf in den ersten Loop, dann kam der erste Berg, auch „The Beast“ genannt, da bin ich richtig gut durchgekommen. Anschließend ging es über Kopfsteinpflaster, wo mir das ganze Wasser aus dem Trinksystem gerüttelt wurde. Nun ging es hoch zum „Hühnerberg“ und dann bergab! Geiles Ding!
In Büdesheim herrschte megageile Stimmung auf beiden Runden. Da fahr ich wieder hin!
Beim Aufstieg nach Bergen-Enkheim habe ich gemerkt, „Ui die Zweite Runde wird hart.“ Ich fuhr nochmal schnell bei der Eintracht-Verpflegung vorbei, wo mich eine alte Freundin wieder voranpeitschte. Und dann ging es ab nach Frankfurt, rein in die zweite Runde.
Ja und ab da war dann Schluss mit Lustig. Da kam dann einiges zusammen: Der Trisuit hatte ein Loch an einer ungünstigen Stelle und es hat am Sattel gerieben, alles war wund! Der Reißverschluss ist immer mal wieder aufgeplatzt, sodass ich öfter mal bauchfrei gefahren bin. Eine Wespe hat sich in den Suit verirrt und mir zweimal unter die Brust gestochen. Als wäre das nicht schon genug gewesen, bin ich ab km 100 nur noch mit Krämpfen gefahren, was meinen Schnitt natürlich versaut hat. Aber irgendwie habe ich mich in die Wechselzone gerettet. Salzkartoffeln als Wegzehrung stellten sich als keine gute Idee heraus. Die haben den ganzen Tag in der Sonne gestanden und waren schlecht geworden. Die ersten 5 km hatte ich einen echt ekligen Geschmack im Mund.
Auf der Laufstrecke hatte ich noch 6 Stunden Zeit. Dort wurde ich erstmal richtig wegen meines geilen Outfits gefeiert und habe dafür viele Komplimente bekommen. Das war aber schon alles, was es von der Strecke zu berichten gab. Leider hat alles dicht gemacht. Nach 12 km habe ich nochmal versucht loszulaufen, aber der Ofen war aus. Ich bin 2,5 Runden spazieren gegangen, habe mich feiern lassen und habe mich dann von meinen alten Freunden, die am Streckenrand standen, verabschiedet.
Wettkampffazit
16 km vorm Ziel habe mich aus dem Rennen rausnehmen lassen, da ich das Zeitlimit nicht erreichen würde. Aber ich kann sagen, es war ein toller Tag, eine große Erfahrung und eine geile Party. Ich bin stolz, soweit gekommen zu sein, auch wenn ich nicht den Satz: „You are an Ironman“ gehört habe und auch keine Medaille bekommen habe. Nicht jede*r würde dieses Projekt angehen und 4 km Schwimmen, 180 km Radfahren und dann nochmal 26 km gelaufen zu sein, das muss man auch erstmal machen!
Danke an alle, die online mitgefiebert, mir die Daumen gedrückt und tolle Nachrichten geschrieben haben. Und natürlich darf man die ganzen Menschen und Freund*innen an der Strecke nicht vergessen! Der größte Dank geht an alle Helfer und Helferinnen: Ihr macht einen fantastischen Job, ohne euch würden wir alle nicht mitmachen können!!!
Hamburg 2024 werde ich mein Glück erneut versuchen, diesmal mit der Triabolos-Familie an der Seite, die mir keine andere Chance lassen wird, als zu finishen. Ich hoffe, dass dort dann auch alle wieder dabei sind und mit mir fiebern werden!