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Europameisterschaft IM 70.3 Elsinore
Ein Race-Bericht von Christoph A.
Ein heißer Sommertag hoch im Norden an der Nordküste Seelands in Dänemark. Es ist Juni 2022, Moment mal, hatte ich nicht den Slot für 2020 gebucht und bezahlt? Ach stimmt, da war ja was …
2 wettkampfberuhigte Jahre später stehe ich also endlich vor dem Schloss Kronborg in Elsinore oder wie der Däne sagt: Helsingør.
Shakespeare ließ hier seine Tragödie von Hamlet spielen, was eine durchaus willkürliche Entscheidung des Schriftstellers bezüglich der Ortswahl war.
Seit 1582 steht diese Festung nun hier, einmal, 1629, fast vollständig niedergebrannt, dann aber bis auf wenige Details wieder aufgebaut und seit 2000 zum UNESCO Weltkulturerbe gehörend.
Was für eine Kulisse. Und genau das macht für mich auch den Reiz dieses Wettkampfes aus. Die hübsche Stadt und das Schloss, um die die Laufstecke drei- beziehungsweise viermal herumführt. Und natürlich das Meer, welches man in allen drei Teildisziplinen ausführlich genießen kann.
Aber etwas ist anders als an den 364 anderen Tagen. Die große grüne Wiese vor dem Schloss. Nix mehr davon zu sehen. Stattdessen hat hier die Wechselzone Einzug gehalten und so stehen mehr als 2000 Rennmaschinen vor der Schlosskulisse. Was für ein Anblick! Endlich mal wieder, denke ich mir.
Dies ist mein zweiter Wettkampf in 2022, zu dem ich mit meinem neuen Camper fahre. Und wieder stelle ich fest, das war eine gute Entscheidung. Einfach praktisch, so ein rollendes Schlafzimmer. Und was soll ich sagen - Glück mit dem Parkplatz habe ich auch gehabt.
Startbeutel packen, einchecken, die richtigen Positionen für Rad und Beutel finden und sich diese dann auch einprägen. Funktioniert, doch nicht alles verlernt.
Um dann noch mit Freude festzustellen: Ich bin nicht der einzige Triabolo am Start. Na gut, ich hatte so etwas
schon geahnt :-)
Mathias Kostelnik mit Family, Tini Richter und ihre Partnerin Mirja, Kathrin und Stefan Runge. Das waren die tollen Menschen, mit denen ich die Tage hier oben verbringen durfte. Und natürlich lernt man auch noch einige neue Leute kennen, die die gleiche Leidenschaft für diesen Sport teilen.
Was mir wirklich gut in vielen dänischen Städten gefällt, sind die coolen, leckeren Food Markets überall. Und so auch hier, direkt an der Wechselzone. War das 2017 noch ein einsamer Burger-Foodtruck, so ist es jetzt eine fest installierte Mischung von allem, was gut, lecker und fettig ist! Burger, Crêpes, Sushi, Pizza und Pasta, um nur einiges zu nennen.
Also erstmal ordentlich stärken am Pre-Race Day, und dann voller Vorfreude ab in die Koje und den Wecker auf 05:30 stellen. Schließlich steht mein Rad nur 15 m von meinem Bett entfernt!
DER START:
Sonntag, 07:30 für die Profi-Herren, 07:33 für die Damen.
Auch das eine Besonderheit: In Elsinore wird das Rennen mit einem weit zu hörenden Donnerschlag aus einer alten Kanone des Schlosses „angepfiffen“. Diese Kanone findet sich dann auch repräsentativ auf der Medaille wieder. Und wer bis jetzt noch nicht wach war…
Die nächste Besonderheit: Schwimmen im Hafenbecken mit insgesamt 13 Kursänderungen. Wer nur normale Rein-Raus oder Dreieckskurse kennt, der wird hier richtig gefordert. Dementsprechend viele Teilnehmer*innen hat man auch am Tage zuvor am Ufer stehen sehen, um sich den Schwimmkurs einzuprägen.
Insgesamt hat der Rolling Start gut zwei Stunden gedauert. Man wollte die maximale Entzerrung der Athlet*innen erreichen, um die Sicherheit der Teilnehmenden zu gewährleisten und die gesamte Logistik zu entzerren. Ich hatte mich überreden lassen, in der zweitschnellsten Schwimmstartergruppe der All Athletes zu starten. Eine gute Entscheidung, war genau mein Tempo. Zwischendurch habe ich ein paar Mal versucht, mir zwei der tausenden von Quallen zu schnappen und als Handpaddle zu benutzen. Hat aber nicht wirklich geklappt. Wir hier vor Ort haben uns schon im Vorhinein gefragt, ob das eigentlich ein unerlaubtes Hilfsmittel gewesen wäre.
Die 600 m lange Wechselzone kann man durchaus als lang bezeichnen, aber super organisiert und so ging es aufs Rad, die ersten 10 km entlang der wunderschönen Küstenstraße, mit einem traumhaften Blick aufs schwedische Ufer und die Stadt Helsingborg.
Bevor es dann ins hügelige Hinterland ging, wo ebenfalls eine sehr abwechslungsreiche Streckenführung auf uns wartete, mit vielen Kurven und mal sanften, mal weniger sanften Anstiegen und Abfahrten. Sehr schön alles hier.
Nach exakt 90 km dann T2, die Mittagssonne hatte die Temperatur inzwischen auf 28 Grad im Schatten hochgetrieben, in der Sonne sollten es gefühlt 36 Grad sein. Und ja, das Gefühl hat definitiv nicht getäuscht.
Von wegen der kühle Norden! Das hätte auch Barcelona sein können.
3,5 Runden ums Schloss, entlang der Küstenlinie, rein in die City, im Zickzack durch die engen Gassen, gesäumt mit tausenden Zuschauer*innen, die ihr Bestes gegeben haben, um uns anzufeuern.
Bei mir hat‘s an dem Tag nicht für `ne akzeptable Laufzeit gereicht. Aber da spielten die Kombination verschiedener Faktoren eine Rolle, nicht nur die Hitze.
Aber der Zieleinlauf und die Freude darüber, es geschafft zu haben, entschädigen für die ganze Schinderei auf der Strecke.
Es war wirklich ein großartiges Fest. Toll, dass wir wieder die Möglichkeiten haben.
Und wenn Ihr mich fragt, ob ich diesen Wettkampf empfehlen kann? Na, ratet mal :-)
Wer noch wissen will, wie der Sonnenuntergang über dem Meer an diesem Abend aussah, dem sei noch dieses Bild empfohlen. Bis bald…