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Hamburg Ironman 2021
Endlich – es geht los – ich stehe am Jungfernsteg, der Start dauert länger als sonst, mir ist kalt trotz Neo - 5-4-3-2-1 - Go!
Kalt ist das Wasser - grün - aber es läuft, ich schiebe den Gedanken nach hinten, zu wenig schwimmen trainiert zu haben, aber irgendetwas ist immer!
Bis gestern, als mein Rad dann endlich in der Wechselzone stand, habe ich nicht daran geglaubt, dass es endlich losgeht.
Priority Platz – biggest club!!!
Ich schwimme – die Brücke – schnell drunter durch – ich mag sie nicht. Eine Boje, da ist die nächste, noch eine, das müsste die letzte sein. Nein noch eine, puh, aber da ist sie erreicht, die Dreieckboje, die Wende, das Wasser ist kalt. Meine hinteren Oberschenkel krampfen, das hatte ich noch nie, ich konzentriere mich auf meine Schwimmzüge, keine Chance, Brustschwimmen, es geht wieder, weiter, die Hände und Füße sind kalt, ich versuche, zwischendurch immer eine Faust zu machen.
Endlich der letzte Tunnel, Erleichterung, die Hände der Helfer, die mir beim Ausstieg helfen, GESCHAFFT!
Auf zum Rad, Beutel greifen, warm anziehen, eigentlich ist es gar nicht so kalt, langsam kommt wieder Gefühl in Hände und Füße. Ich sitze auf dem Rad, ich genieße es. Jetzt die Strecke kennenlernen. Aus dem PDF konnte man nicht genau erkennen, wo die Strecke verläuft. Zum Glück nicht über den Großmarkt, Erleichterung. Die Kette surrt, es geht hinaus zum Deich, die Schafe schauen uns ungläubig an, wer stört uns beim Grasen? Zum Glück habe ich die helle Brille aufgesetzt, für die Sonnenbrille ist definitiv zu wenig Sonne – schade. Ich grinse, ach, wat is dat schön hier, ich bin in meinem Element. Ich überhole, ich werde überholt, man grüßt sich, tauscht sich kurz aus. Plötzlich, eine kleine Gruppe zischt vorbei, zwei Kerle und im Schlepptau „Angie 4..“, es kann nicht wahr sein, es gibt sie, diejenigen, die es nicht lassen können. Aber es gibt sie noch, die Gerechtigkeit, ich höre das Motorrad von hinten, ein Pfiff, und dann hat sie auch noch die Frechheit, mit den Kampfrichtern zu diskutieren. Ich trete weiter, irgendwie kommt eine warme Brise in mein Gesicht, die Sonne versucht sich durchzukämpfen. Aber sie hat an diesem Tag nicht wirklich eine Chance. Letzte Runde, Rückweg, nur noch 30 km, der Wind frischt auf, wie immer hier am Deich. Da zischt diese Angie wieder vorbei, vor ihr wieder ein Kerl, auf der Ergebnisliste konnte ich sie nicht mehr finden.
Die letzten Kilometer vorbei am Stau, die Autofahrer gucken genervt, ich winke beim Vorbeifahren. Ich höre die Stimme des Sprechers, Wechselzone erreicht. Rad abstellen, Beutel greifen, Gel greifen, los geht’s auf die Laufstrecke.
Nur noch vier Runden laufen. Es stehen so viele an der Strecke, Hamburg ist einfach klasse. 1., 2. Runde und dann die 3., es darf nicht wahr sein, die Oberschenkel machen dicht. Ja, war klar, Schwimmen war heute nicht meine Paradedisziplin und hat viel Kraft abverlangt, hätte ich doch… Ich könnte jetzt auch stehen bleiben und aufhören, ich will auch nicht nach Hawaii, egal, nein, ich laufe weiter, kurze Gehpause, weiter geht’s vorbei am Verpflegungsstand, Wasser, Cola oder doch ein Gel. Die Helfer jubeln, Ines go. Ich laufe weiter und immer wieder werde ich angefeuert, toll, danke an alle, es tut so gut. Irgendeiner flüstert mir zu, du bist Dritte, ähhhh, das will ich gar nicht wissen. Laufen ist nicht meine stärkste Disziplin. Es wird heute nichts, egal, ich will nur noch ins Ziel.
Letzte Runde, ein guter Freund begleitet mich, ist immer mal wieder da, motiviert mich, fährt vor, wartet, es tut so gut. Yeah, Gänsemarkt, die Triabolos, immer ein toller Hotspot. Ich verabschiede und bedanke mich, das letzte Bändchen, ich darf ins Ziel.
Obwohl es keine Tribüne gibt, trotzdem Jubel. Ich fliege ins Ziel. Daniel Unger begrüßt mich:
You are an Ironman!!!
Im Ziel werde ich von meinem Edelhelfer Reiner und Sven begrüßt, wie jedes Jahr. Beide begleiten mich zum Athletes Garden. Dieses Jahr ist alles anders, die Medaille hängen wir uns selbst um den Hals. Wir erhalten einen Beutel, sogar mit Ironman-Aufdruck, wo wir uns Leckereien einpacken, es gibt wunderbare Quiche. Ich setze mich auf eine Bank und lasse alles auf mich wirken - ich bin im Ziel, es war hart heute, Smalltalk, Handy aktivieren, Björn graviert mir die Medaille, ich sehe die Zeit, wow, nicht schlecht, Handy surrt: Nachricht von meinem Trainer Markus – „Hey, heute kannst du stolz auf dich sein… Du bist 2. AK und bester Split auf dem Rad!“
Dieses Jahr ist alles anders. Keine Siegerehrung, obwohl, am Morgen danach erhielt ich eine Mail: Pokalvergabe ab 10 Uhr im Emporio Haus, Saal Alster. Gibt es doch so etwas wie eine Siegerehrung?
Ich also: Ab aufs Rad, es ist besser als gehen, ich gebe es zu, mein Muskelkater ist doch heftig.
Im Emporio Haus sind sie da, die Age Grouper, alle etwas bleiern auf den Beinen. Ich treffe Heiko Hühnefeld, endlich ein bekanntes Triabolos-Gesicht. Den Corona-Regeln angepasst warten wir im schmalen Flur mit Abstand. Am Ausgabetisch angekommen: „Ah Ihr seid Triabolos, Ihr bekommt einen Pokal für den besten TriClubPlatz.“ Ach, wie hätten wir das feiern können, wie 2019, da waren wir 2.! Alle stürmten auf die Bühne und jubelten, jetzt nahmen Heiko und ich den Pokal in Empfang, Wahnsinn, 1. Platz in der Teamwertung, schon krass, Foto vor der Sponsorenwand, das war‘s dann auch, die nächsten sind dran.
Ende gut - alles gut. Leider hat die 1. in der AK den Hawaii-Platz angenommen, auf ein Neues in 2022, - I love Triathlon!!!
Nachruf:
Leider ist mein Edelhelfer Reiner einige Tage später beim Training zusammengebrochen und hat es leider nicht überlebt, ich widme ihm diesen Tag, er wird immer in meinem Herzen bleiben und mir bei den nächsten Wettkämpfen sehr fehlen.