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Triabolos Distance RTF - Von Zweifeln und Vertrauen
Ende Januar, bin bei Instagram unterwegs, ah, Triabolos machen eine Distance RTF. Wie geht das denn? Ach so, man fährt allein oder zu zweit. Die Strecke kann man von komoot laden. Hmmm, fahre gern allein, kein Gruppenpacestress, meine zweite Hälfte ist nicht da. Hmm, draußen alles voller Schnee und Minus, aber voll die Sonne. Allmählich muss ich auch mal wieder raus, die Rolle und Zwift sind auf Dauer schrecklich öde und nur mit Fernsehen zu ertragen. Corona nervt, mir fällt jetzt auch allmählich die Decke auf’m Kopf, auch wenn ich fast täglich joggen gehe.
Wie geht denn das jetzt genau? Ich lass mich mal in die WhatsApp-Gruppe aufnehmen. Aus Tresoren soll man sich die Sticker holen und auf den ausgedruckten Zettel kleben. Drucker hab ich. Ich drucke. Aha, kurz oder lange Tour aussuchen. Ich nehm mal kurz, so langsam wie ich fahre, und dann noch Schnee, da schaff ich nie über 100 km, wahrscheinlich erfriere ich vorher, ich nehm 74 km. Gut, das fahre ich oft, das wird gehen, mit dem Gravelbike und Grip am Reifen geht das, ja das wird schon. Aber was sind denn das für Tresore, hoffentlich find ich die, wie sehen die aus, ich weiß überhaupt nicht, was das ist. Ich frage in der WhatsApp-Gruppe.
Super, gleich ne Antwort und n Film bekommen, stelle blöde Frage, ob die immer an grünem Gitter hängen :-) , nein, nur der erste und letzte Stop an der Schranke.
Die kenn ich :-) :-) :-) , die werden das schon sichtbar aufgehängt haben. Die nicht zu finden, ist meine größte Sorge. Und kalte Füße zu kriegen. Nix ist schlimmer als kalte Füße !!! Ich freu mich auf die herrliche Schneelandschaft mit Sonne in der Deichregion (schwelg).
Was zieh ich an, einfach alles was warm ist x-mal übereinander. Socken aus echter Wolle, Neo-Überzieher über die Schuhe, unten 3 Hosen, oben 4 Sachen, Halstuch, und n Tuch unterm Helm. Helmpflicht. Und Wollhandschuhe. Und ich hab ja diese Fußwärmesohlen von Rossmann, cool, da klebe ich mir zu Anfang welche unter die Socken und nehme noch welche mit, für unterwegs, weil die halten nur 1,5 h warm. Niemals bin ich nach 3 h zurück, mindest 4 schätze ich. Lichter mitnehmen, falls es dunkel wird, und ne Luftpumpe, Schlauch. Schlauch kann ich auch hier lassen, ich schaff das eh nicht mit dem Wechsel, aber vielleicht muss ich nur nachpumpen, wenn es ein kleines Loch ist, dann pumpen und fahren, pumpen und fahren. Wird schon nicht passieren.
Es wird mittags, bald 12 Uhr, schnell frühstücken, die Sonne lacht, vielleichtt wärmt sie auch. Viel Planung und Vorbereitung so spontan aufm Samstag. Ich komme einfach nicht los. Vor lauter Planung vergesse ich, noch was zu essen mitzunehmen, egal, nehme ich vom Coronaspeck. Tee habe ich, in ner Blechflasche, und Johannisbeersaft mit Warmwasser. Muss reichen.
(Beides wird nach kürzester Zeit kalt) :-)
Stadtpark 12:20 Uhr oder so, ich fahre los, Bremsprobe, geht, Schnee ist fest, wird n bissel rutschig, 1 km, dreh ich um? Schaff ich das, oder fall ich heute noch auf die Nase?...Ach was, wird schon klappen. Vielleicht fällt man ja weich auf Schnee. Saarlandstraße, iihhgitt, alles Tauwasser auf den Radwegen und matschig. 2 km, oh nein, ist mein Hintern etwa nass? Das gibt’s doch nicht, scheiße, jetzt kann ich umdrehen, bis zum Rücken hochgespritzt, was streuen die hier auch, so eine Kacke, ich erfriere ja, wenn ich nass bin, ich bleib stehen, drehe mein Rad um in die Richtung nach Hause. Mir geht durch den Kopf, dreh ich um oder nicht, Regenjacke, ich knote mir einfach die Regenjacke um den Bauch, das trocknet schon wieder, wollte mir doch schon ewig mal ein ansteckbares Schutzblech kaufen. Wird schon. Ich dreh wieder in die andere Richtung und fahre vorsichtig durch die Stadt Richtung Elbe. Bin zuversichtlich, es dauert ewig ohne auszurutschen durch die Stadt, manchmal glaube ich mich hinzulegen und kriege gerade noch die Kurve.
Endlich an der Schranke angekommen, finde ich schnell die grünen Gitter, ach das ist n Zaun da links, ach und da hängt ja auch der Tresor, cool, drinnen sind die Sticker für den ersten und den letzten Stop, und ein netter Gruß mit Viel Spaß, das tut gut. Die Sonne hat tatsächlich gewärmt auf der Herfahrt, am Deich lang ist Schatten, ich fang an zu frieren, alles Kinder am rodeln hier, kommen die auch mal wieder raus, herrlich, hier kann man gut fahren und auch schneller, oh, ein Riesenschneemann, hinterm Deich glänzt der Schnell vor dem knallblauen Himmel, herrlich, ich bin so gerne draußen.
Jetzt drauf achten, dass ich irgendwann bei km 39,5 eine Brücke finde. Aber das dauert ja noch, ich fahre rechts einen Weg am Deich lang, den ich nicht kenne, alles platter Schnee, das ist schön, das macht Spaß, wieder auf dem Deich zurück, kein Schnee mehr, alles frei, nur einige wenige Radfahrer getroffen, ich fahre und fahre und nähere mich Eschenburg, den Weg kenn ich, ich muss mal, irgendwo muss ich ins Gebüsch, alles Leute hier, Mist, alles hell vor Schnee, keine Blätter. Blöd. Rein in Waldweg, oh nee, auch noch ne Pferdekoppel und natürlich Leute, die die füttern, die gehen weg, ich hinterm Baum und wieder aufs Rad, fahre über eine Brücke, bin aber erst bei km 34,5, hier kann das noch nicht sein, folge weiter dem Garmin, schöne Strecke, bisher lief alles gut, habe Hunger, Mist, nix mitgenommen, Tankstelle, ach nee, da gibt’s wieder nur son Fraß, fahre weiter, bin fast bei 39,5 km, aber keine Brücke, weit und breit, eine Backbude, wie cool, ich verspeise mit Heißhunger einen warmen Berliner, welch Wonne, ich liebe Radfahren und Essen, ich frage in der WhatsApp-Gruppe, ob es sein kann, dass ich an dem 2. Tresor schon vorbei bin, ja, kann sein, sagen die, ob ich über ne BAB gefahren bin, bin ich, ich soll zurückfahren, nee, wenn ich das mache, komme ich zu spät in Hamburg an, ich lasse das, dann fehlt eben ein Sticker (Nein, es war der Schmetterling :-)!)
Jetzt wird’s schwierig an der Landstraße auf dem Radweg, alles voller Eis, ich hab Angst, hinzufallen, fahre vorsichtig, gut, endlich geht’s runter von da, in einer Nebenstraße, ich fahre danach auf die Bahntrasse, es knirscht unter mir, mein Rad macht richtig Krach auf dem Weg, ich genieße die schöne Landschaft in der tiefstehenden Sonne über den Feldern, die von Wasser gesäumt sind, denke an meine Mama, die ist hier aufgewachsen, ob sie hier immer auf den Bächen Schlittschuhgefahren ist, wie sie immer erzählte?
Allmählich bekomme ich kalte Füße. Sobald ich eine Sitzgelegenheit finde, ziehe ich die Wärmesohlen an. Und dann bei 54 muss ich wieder ne Brücke suchen. Haltestelle, da kann ich mir die Schuhe ausziehen und die Wärmesohlen, diesmal Ganze, in die Schuhe legen. Fertig, weiterfahren, es wird warm im Schuh. Da ist ja schon die Brücke, und da der Tresor. Wie schön das hier ist, hier bin ich noch nie lang. Weiter geht’s, habe noch 20 km und bald wird’s dunkel. Als nächstes an der Kraftwerkbrücke nach dem Tresor Ausschau halten, Kraftwerk, ich glaub, das hab ich schon gesehen.
Ich ziehe gedankenversunken durch und will nur noch nach Hause, ich schaff das, ob ich den Tresor finde? Ich komme in den Sonnenuntergang an diesem Yachthafen vorbei, der rote Winterhimmel spiegelt sich in der Elbe. Da muss ich anhalten, Foto machen, neben mir hält ein Auto, Scheibe runter, muss auch unbedingt ein Foto machen, und da ist auch das Kraftwerk drauf. Ich finde den Sticker auf der linken Seite der Brücke, nicht zu übersehen, wenn man drauf achtet. Toll, fast fertig, jetzt weiß ich auch wieder, wo ich bin und fahre zur Schranke, jetzt ist es dunkel, die Kinder rodeln immer noch. Ich hole mir den letzten Sticker raus, ein glücklicher Smily, so fühle ich mich jetzt, noch 30 min bis zuhause. Ich trudel um 18 Uhr zuhause ein und hatte eine superschöne Schnitzeljagd :-) bei WhatsApp lese ich von Conrado „mutig“! Ich freu mich.